01.07.2019 | Gründerstories
Auf zum Finanzamt! von Gastautor Leon Bucher
Nach dem vielen Lesen über Selbständigkeit und alle damit verbundenen Prozesse, Formulare und Pflichten in Deutschland, geht es dann ans Umsetzen. Anmelden beim Finanzamt, Ummelden bei der Krankenkasse und Termin beim Versicherungsmakler zu Zusatzversicherungen stehen da direkt auf meiner Liste.
Was trage ich denn in den Elster Bogen ein, damit ich klar als Freiberufler eingeordnet werde?
„Das Finanzamt winkt das meiste oft erstmal durch“, hat mir ein Freund, der seit 10 Jahren selbständig ist, gesagt. „Es kann nur sein, dass sie Jahre später überprüfen, ob du wirklich Freiberufler bist und im schlimmsten Fall das Gewerbeamt dann Nachzahlungen haben will.“ Genauso ist es bei ihm gerade passiert. 15.000 EUR - die hat man als Familienvater nur selten einfach rumliegen. Da half nur noch ein Steuerberater, der direkt mit dem Finanzamt kommuniziert hat und dort die Nachweise seiner tatsächlichen Projekte und Projektinhalte ablieferte.
Trotzdem sitze ich hier also seit Tagen und überlege, was ich eintrage. Was eindeutig zu den Freien Berufen gehört. Hierzu gibt es eine offizielle Liste der Katalogberufe, die als solche anerkannt werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Umwelt hat hierzu auch eine offizielle Seite: BMWi-Existenzgründungsportal - Freie Berufe
Und natürlich gibt es auch viele Diskussionsbeiträge in diversen Foren, wie das mit anderen oder ähnlich klingenden Berufstiteln ist. Mir hilft tatsächlich, dass ich durch meine einschlägige Ausbildung sowohl in der Universität mit BWL als auch im bisherigen Beruf als interner Unternehmensberater eindeutig in die Kategorie des „beratenden Betriebswirts“ falle.
Und auch wenn ich Seiten über bestätigende Seiten dazu gelesen habe, mein Zeigefinger will einfach nicht auf der Maus auf „absenden“ drücken.
Ich beantrage erstmal meinen ELSTER Online Zugang, da quasi 90% der Kommunikation - zumindest von mir zum Finanzamt – nur noch online abgewickelt wird. Zum Beispiel die monatliche Umsatzsteuervormeldung, die ich machen muss, sobald meine Steuernummer da ist.
Zum Glück habe ich rechtzeitig daran gedacht, denn das dauert auch nochmal fast zwei Wochen, bis alles da ist.
Es gibt viele richtig gute und mittelgute Internetseiten, die sich mit dem Thema beschäftigen. Hilfestellungen zum konkreten Ausfüllen der einzelnen Zeilen in dem Finanzamtsbogen, die mir an einem schönen Junimorgen die Entscheidung leicht machen, endlich auf „absenden“ zu drücken. Ich glaube, es war weniger der Bogen selbst als mehr, was mit dem Klick verbunden war. Der Start in ein neues Kapitel.
Und wenig wusste ich, dass meine Steuernummer ganze 6 Wochen dauern würde, bis sie bei mir ankam und ich für den ersten Auftrag keine Rechnung stellen konnte.
Ich habe mich ohne großes Hin und Her direkt für den Verbleib in der gesetzlichen Krankenkasse entschieden. Für mich ausschlaggebend war hier insbesondere der soziale Gedanke, mit dem unsere Gesellschaft jeden eine Gesundheitsversicherung ermöglicht – unabhängig von Einkommen und Status.
Wenn man jedoch jahrelang als Angestellter gearbeitet hat und immer nur das Netto im Auge hatte, war zumindest mir nicht bewusst, wie teuer die Krankenkasse monatlich eigentlich ist. Ich schlucke, als ich sehe, dass sie mich rund 800€ monatlich kosten wird. Zu Berechnung bietet fast jede gesetzliche Krankenkasse online einen Beitragsrechner an (z. B. die Techniker: Beitragsrechner für Selbstständige), über den man auch die Ergänzung z. B. für Krankengeld ab dem 43. Krankheitstag hinzufügen kann. Eine Reduktion des monatlichen Beitrags gibt es natürlich, die Berechtigung hierfür muss ich allerdings aktiv einreichen. Mit dem recht geringen Anfangsbrutto, mit dem ich plane, bleibt nach der Rücklage für die Einkommenssteuer dann auch nicht mehr viel übrig.
Gut, dass mit Abschluss eines Jahres die Beitragssumme rückwirkend anhand des Einkommensteuerbescheids geprüft und dann entsprechend nach oben oder unten korrigiert wird. Eventuell bekomme ich also wieder etwas zurück und das ist dann als ungeplantes Einkommen auch nicht schlecht.
Mir schwirrt der Kopf, nachdem ich einen Vormittag bei meinem Versicherungsmakler verbracht habe. Berufshaftpflichtversicherung für Berater, Berufsunfähigkeitsversicherung, Altersvorsorge, private oder gesetzliche Krankenkasse.
„Ich drucke dir die Verträge der besprochenen Versicherungsträger einmal aus und du liest dir alles in Ruhe durch, machst deine Anmerkungen und wir besprechen das Ganze dann vor Abschluss bei unserem zweiten Termin.“ Das Unterlagenbündel hängt über meiner Schulter, während ich auf meinem Fahrrad durch die Stadt fahre auf der Suche nach einem guten Ort, um diese zu sichten.
„Was brauche ich wirklich davon?“ war eine meiner ersten Fragen. Ich bin im Grunde ein Sicherheitsmensch, der gelernt hat, dass zu viel Sicherheitsdenken mich aufhält und blockiert. „Schau dir erstmal anhand deines Budgets an, wie du dich für das Jetzt und den nächsten Tag absicherst. Alles in weiterer Zukunft gehen wir dann an, wenn du ein Gefühl für dein tatsächliches Einkommen und deine Auftragslage bekommen hast“, klingt die Stimme meines Maklers nach. Ich lese mir alle Unterlagen durch und entscheide mich nach weiterer Recherche, dass ich auf jeden Fall die Berufshaftpflicht abschließen werde. Wenig Investment, gute Abdeckung, wenn direkt morgen ungeschickterweise etwas passiert. Die Berufsunfähigkeitsversicherung klingt definitiv nach etwas, was ich mir für die nächste Zeit vornehme.
Mit all den Formularen, Rückfragen und Zuarbeiten durch Ärzte vergehen hierbei übrigens bereits 4 Monate, in denen ich seit Stellen des Antrags noch immer keine Berufsunfähigkeitsversicherung habe. Was ich bei all den für mich teilweise sehr neuen und fremden Themen gelernt habe:
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Eine wichtige Komponente für alle Gründer und Selbstständige ist die richtige Absicherung. Damit Sie nicht zum Versicherungsexperten werden müssen, bietet Finanzchef24 einen einfachen Versicherungsvergleich für die optimale Absicherung.