Finanzen
Insbesondere Erstgründer haben oftmals nicht das nötige Startkapital, um mit ihrer Idee an den Markt zu gehen. Kein Grund, seine Idee deshalb nicht zu verwirklich. Denn Finanzierungsmöglichkeiten gibt es durchaus zu Genüge. Manche davon sind mehr, manche weniger aufwändig.
Eine Möglichkeit ist das Crowdfunding. Auf Deutsch manchmal auch Schwarmfinanzierung oder Gruppenfinanzierung genannt, ermöglicht dieses Modell das Sammeln von Spenden für Geschäftsideen. Für Gründer mit innovativen und spannenden Ideen ist das Crowdfunding auf jeden Fall interessant, denn auf diese Art können sie nicht nur einen Finanzierung erhalten, sondern auch gleich den Marktwert ihres Produktes oder ihrer Dienstleistung testen.
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Mehrere Arten des Crowdfundings sind möglich. Am bekanntesten sind:
Im ersten Fall erhält der Spender keine Gegenleistung für seinen Beitrag. Für Unternehmen, die noch ganz am Anfang stehen und etwa Geld für einen Prototyp brauchen, ist das eine gängige, weil attraktive Vorgehensweise. Auch für soziale Zwecke wird diese Art des Crowdfundings oft genutzt. Beim gegenleistungsbasierten Crowdfunding erhält der Spender eine Art „Belohnung“. Musiker etwa, die Geld für die Aufnahme eines Albums benötigen, schicken ihnen zum Dank die fertige CD.
Auch junge Tech-Unternehmen nutzen diese Art des Crowdfundings gern. Denn so können sie nicht nur das notwendige Kapital einsammeln, sondern den Erfolg (oder Misserfolg) auch zur Marktforschung verwenden: Kommt meine Idee überhaupt an? Oder sollte ich sie nochmal überarbeiten? Investoren erhalten dann oft die ersten Exemplare des fertigen Produktes und werden so vom Unterstützer zum Kunden. So wird Crowdfunding zum Win-Win.
Crowdinvesting ist dagegen, wie der Name schon verrät, ein Investment-Modell. Wer sich für solch ein Projekt interessiert, spendet kein Geld und bekommt auch kein Produkt oder sonstiges Goodie als Gegenleistung, sondern investiert in das Unternehmen. Aus dem Spender wird in diesem Fall ein Anleger – Geld gegen Unternehmensanteile. Der Vorteil für Unternehmer: Investieren Menschen Geld in die Firma, glauben sie an den Erfolg des Produktes oder der Dienstleistung. Denn bei diesem Modell haben sie mehr zu verlieren, als bei einer kleinen Spende wie beim Crowdfunding.
Last but not least gibt es noch das Crowdlending – also die Finanzierung eines Kredits durch mehrere Privatpersonen. Ein Beispiel hierfür ist die Plattform Auxmoney, die zu den 10 größten Crowdlending-Plattformen in Europa zählt. In Deutschland gibt es auch noch Plattformen wie Smava, die nach demselben Prinzip funktionieren. Vorteil des Crowdlendings: Sie müssen Ihre Geschäftsidee niemandem vorstellen und keinen Investor überzeugen. Nachteil: Die Zinsen sind bisweilen weit höher als bei anderen Kreditarten und Sie müssen ihn natürlich zurückzahlen.
Der große Vorteil beim Crowdfunding ist, dass große Zielbeträge durch kleine Spenden oder Investments zusammenkommen können. Wer ein Projekt unterstützen möchte, kann das schon mit einem kleinen Betrag tun – nach oben sind die Grenzen natürlich offen. Auf diesem Weg können Gründer recht schnell und problemlos an das benötigte Kapital kommen. Spender sind außerdem immer auch potentielle Käufer. Denn wer würde schon in ein Produkt investieren, das ihn eigentlich gar nicht interessiert und an dessen Erfolg er nicht glaubt?
Eins sollten Sie jedoch beachten: Ihre Idee sollte wohl durchdacht sein und Ihre Zielgruppe muss schnell verstehen, worum es geht und welchen Nutzen Ihr Projekt hat. Denn nur dann kann es von Erfolg gekrönt sein.
Wenn Sie selbst einen tollen Plan in der Tasche haben, aber nicht wissen, wie Sie ihn finanzieren sollen, schauen Sie sich um auf folgenden Plattformen. Egal, ob Sie ein Album mit dem Didgeridoo aufnehmen oder eine neue Software auf den Markt bringen möchten – für jede Idee gibt es die richtige Crowdfunding-Seite:
Daneben gibt es noch eine ganze Reihe kleinerer und spezialisierter Plattformen für Crowdfunding-Projekte. Auf der Website von Crowdfunding finden Sie eine ganze Reihe an Plattformen für Crowdfunding, Crowdinvesting und Crowdlending. Bestimmt ist auch für Ihr Projekt die richtige dabei!
Ein frühes und historisches Beispiel für den Erfolg von Crowdfunding ist der Sockel der Freiheitsstatue. Ohne die Spenden von 125.000 Menschen hätte der Bau auf dem Lady Liberty ihr Zuhause fand, nicht oder erst viel später fertiggestellt werden können. Amerika lag in den Nachwehen der Großen Depression und der Sockel war schlicht zu teuer. Auch diverse Benefizveranstaltungen brachten nicht den erwünschten und benötigten Erfolg.
Der bis heute bekannte Journalist und Verleger Joseph Pulitzer veröffentlichte daraufhin 1885 in seiner Zeitung The New York World einen Appell an die amerikanische Bevölkerung, für den Bau des Sockels zu spenden. Selbst die ärmsten der Franzosen hätten für den Bau der Freiheitsstatue gespendet, schrieb er, und Amerika sei es den Franzosen schuldig, es ihnen gleichzutun. Denn die Freiheitsstatue sei kein Geschenk von Millionären an Millionäre, sondern von der französischen an die amerikanische Bevölkerung.
Es funktionierte. Mit seinem Aufruf sammelte Pulitzer $102,000 ein. Dies entspricht heute einem Wert von etwa $2,7 Millionen. Im Gegenzug versprach er, den Namen jedes Spenders zu veröffentlichen, unabhängig von der Höhe der Spende. Für die höchste Spende wurde eine Goldmünze versprochen. Die Spenden kamen und so konnte der Sockel für die Freiheitsstatue 1886 endlich fertig gestellt werden. Pulitzer hielt Wort – er veröffentlichte nicht nur die Namen der Spender, sondern teilweise auch einige Informationen zu ihnen. So erfuhr die amerikanische Bevölkerung, dass selbst Teile der ärmsten Bevölkerungsschicht Geld zusammengekratzt hatten, um den Bau möglich zu machen. Drei Viertel der Spenden beliefen sich auf weniger als einen Dollar. Auch deshalb ist die Freiheitsstatue bis heute Symbol des amerikanischen Geistes.
Mitte 2019 erregte ein junges Paar negatives Aufsehen, als sie bei GoFundMe eine Crowdfunding-Kampagne erstellten, die ihnen eine Tandem-Reise nach Afrika finanzieren sollte. Als Belohnung, so die beiden, würden sie ihre Erfahrungen regelmäßig auf Instagram teilen, die Welt von ihrer schönsten aber auch hässlichsten Seite zeigen. Die aufkommende Frage, warum sie für die Reise nicht selbst bezahlten, beantwortete das Paar damit, dass sie sich als Influencer nicht in der Lage sähen, einem geregelten Job nachzugehen. Ein Job sei bei ihrem Einfluss auf das Leben anderer kontraproduktiv. Bis dahin finanzierte eine der Mütter den Lifestyle des Paares – mit zwei Jobs. Die Kampagne diente keinem guten Zweck und keiner Geschäftsidee.
Mit dem erbetenen Geld wollte das Paar ein Tandem und die nötige Ausrüstung kaufen, außerdem Verpflegung unterwegs und natürlich Sim-Karten, um auch aus jedem Land bei Instagram posten zu können. Ein Shitstorm folgte und von den gewünschten 10.000 Euro kamen gerade mal 917 Euro zusammen (Stand 15.10.2019). Die Moral der Geschichte: Wer Crowdfunding aus eigennützigen Zwecken betreibt und sich mit dem Geld anderer nur ein schönes Leben finanzieren möchte, braucht es gar nicht erst zu versuchen. Machen Sie in Ihrer Kampagne also unmissverständlich klar, welchen Nutzen sich Spender von Ihrem Projekt erhoffen dürfen.
Die Freiheitsstatue mag das berühmteste Beispiel für erfolgreiches Crowdfunding sein. Und es ist wenig überraschend, dass die USA ähnlich wie bei der Gründung von Start-ups auch hier die Nase vorn haben. Woran das liegt? Vielleicht an dem immer noch vorherrschenden Glauben, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten das Unmögliche erreichen zu können. Vielleicht, weil Amerikaner die Träume anderer gern unterstützen. Vielleicht auch, weil sie glauben, gemeinsam alles schaffen zu können. Bei der Freiheitsstatue hat es schließlich auch funktioniert!
Doch es gibt ebenso Beispiele für Unternehmer und Start-ups in Europa und Deutschland, die dank Crowdfunding ihre Idee verwirklichen konnten. Eines der erfolgreichsten deutschen Beispiele ist das Start-up Bragi, das für seinen smarten Kopfhörer „the Dash“ umgerechnet circa 2,5 Millionen Euro einsammeln konnte. Nicht viele deutsche Unternehmen haben das geschafft! Vielleicht war der Erfolg aber auch so groß, weil die Erfinder ihre Idee auf Kickstarter vorgestellt haben – einer amerikanischen Plattform mit globaler Ausrichtung. Anfang des Jahres hat Bragi seine Kopfhörer- und Hardware-Sparte allerdings an unbekannt verkauft und möchte sich künftig auf Software und Lizenzen konzentrieren.
Die Beträge sind in Deutschland aktuell allerdings noch weit entfernt von dem, was in den USA oder auch in Großbritannien eingesammelt wird. Das britische Smart Home-Unternehmen Den etwa konnte 2017 mittels Crowdfunding über 2 Millionen Pfund einsammeln und damit Schalter herstellen, die nach einer gewissen Zeit Geräte vom Strom nehmen und über eine App bedient werden. Nie mehr Panik wegen eines vielleicht an der Steckdose vergessenen Bügeleisens haben? Diese Idee konnte die Briten offensichtlich überzeugen.
Nichts toppt derzeit aber die Blockchain-Kryptowährung EOS. Über 4 Milliarden Dollar konnten die Entwickler von „Block.one“ einsammeln. Das Besondere: Im Gegensatz zu vielen anderen Kryptowährungen kommt EOS ohne Mining aus.
Haben Sie Lust, ein Projekt mit Crowdfunding zu realisieren? Wir wünschen Ihnen viel Erfolg dabei! Und wenn es geklappt hat – Betriebshaftpflichtversicherung nicht vergessen!