Das Factoring ist eine Finanzierungsmethode für Unternehmen, bei der diese ihre Forderungen an eine Gesellschaft verkaufen. Diese übernimmt dann das Forderungsmanagement. Was das genau bedeutet, und welche Vor- und Nachteile Factoring mit sich bringt, können Sie hier nachlesen.
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Steigen wir am besten mit einem Beispiel ein: Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Großbestellung im Wert von 100.000 Euro an Land gezogen. Ihr langjähriger Kunde erhält die bestellten Waren (oder Dienstleistungen), muss die Summe aber nicht sofort bezahlen. Sie benötigen jedoch das Geld, um weiter in Ihren Betrieb zu investieren oder Ihre laufenden Kosten zu decken. Sie wollen die Bestellung weder stornieren, noch Ihren Kunden in Bedrängnis bringen.
Hier kommt das Factoring ins Spiel. Sie, der Factoring-Kunde - auch Zedent genannt -, treten Ihre Forderung an eine Gesellschaft (Factor oder Zessionar) ab und erhalten so Ihr Geld. Die Gesellschaft wiederum holt sich das Geld von Ihrem Kunden und übernimmt dabei (je nach Factoring-Form) sowohl die Bonitätsprüfung - und damit auch das Risiko eines Zahlungsausfalls - als auch den gesamten Prozess des Forderungsmanagements.
Beim echten Factoring, auf das wir uns auch in unserem Beispiel beziehen, liegt das Bonitätsrisiko - also das Risiko, dass der Kunde nicht zahlt - beim Factor. Beim unechten Factoring liegt das Ausfallrisiko bei Ihnen. Wenn also der Kunde nicht oder nur teilweise bezahlt, kann der Factor das Geld bzw. den Anteil von Ihnen zurückverlangen.
Natürlich bietet die jeweilige Factor-Gesellschaft diesen Service nicht umsonst an. So werden in der Regel eine feste Factoring-Gebühr sowie Factoring-Zinsen berechnet.
Anhand der Factoring-Gebühr bezahlen Sie die erbrachten Leistungen der Gesellschaft, wie das Forderungsmanagement oder die Bonitätsprüfung. Die Höhe der Gebühr bemisst sich anhand diverser Kennzahlen, z. B. Ihrem Jahresumsatz sowie der Bonität Ihres Unternehmens und wird auf den Gesamtbetrag der Forderung erhoben. In unserem Beispiel wären das die 100.000 Euro.
Die Factoring-Zinsen sind zum einen abhängig von der Höhe des Betrags, den Ihnen die Gesellschaft vorschießt. Bei unserem Beispiel wären das die 80.000 Euro. Welcher Zinssatz berechnet wird ist von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich. Zum anderen beeinflusst die Zeit, den Ihr Kunde benötigt, um seine Schulden bei der Gesellschaft zu bezahlen, den Zinsbetrag.
Erklärt am Beispiel: Wenn wir also davon ausgehen, dass die Factoring-Gebühr bei 0,5 % liegt, der Zinssatz der Factoring-Zinsen 5 % beträgt und Ihr Kunde 5 Monate Zeit hat, zu bezahlen, dann sieht die Berechnung der Kosten wie folgt aus:
Formel Factoring-Gebühr: 100.000€ x 5% = 500€
Formel Factoring-Zinsen: 80.000€ x 5% x 5/12 Monate = 1.666,67€
Factoring Kosten insgesamt: 500€ + 1.666,67€ = 2.166,67€
Dieser Betrag wird nun von Ihrem Vorschussbetrag, den 80.000 Euro abgezogen. Sie erhalten also noch 77.833,33 Euro.
Anhand unseres Berechnungsbeispiels erkennen Sie sofort einen Nachteil des Factorings: die Kosten. Sie werden weniger einnehmen, als wenn Sie sich Ihr Geld direkt vom Kunden holen. Demgegenüber steht jedoch der Vorteil der Liquidität Ihres Unternehmens. Wenn Sie liquide sind und mit dem Geld arbeiten bzw. Investitionen tätigen können, wiegt das womöglich die Kosten, die Sie in das Factoring stecken, wieder auf. Gerade bei kleinere und mittelständische Unternehmen ist die Liquidität häufig weniger stabil ausgeprägt als bei als bei Großkonzernen. Deshalb lohnt es sich, Factoring als Finanzierungsmethode in Betracht zu ziehen.
Ein weiterer Vorteil ist die Risikoabsicherung. Da die Factor-Gesellschaft das Risiko eines Zahlungsausfalls vollständig übernimmt, dürfen Sie bei Nichtzahlung Ihres Kunden Ihr Geld behalten.
Ohne Factoring können Sie dieses Risiko mit einer Warenkreditversicherung absichern.
Zudem werden Sie in Sachen Forderungsmanagement und Co (Mahnwesen, Inkassodienstleistungen, Rechtsstreit etc.) entlastet und können sich voll auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren, da dies von der Factor-Gesellschaft übernommen wird.
Neben den Kosten ist ein weiterer Nachteil des Factoring, dass die meisten Gesellschaft nur solche Forderungen abkaufen, die gegen Geschäftskunden gestellt werden. So ist diese Forderungsmethode beispielsweise für Einzelhändler, die Privatkunden bedienen, nicht anwendbar. Auch ist das Factoring nicht in allen Branchen üblich. Vor allem für mittelständische Produktionsunternehmen sowie im Großhandel wird diese Finanzierungsmethode eingesetzt. Im Dienstleistungssektor wird Factoring mehr und mehr eingesetzt, jedoch werden die Anfragen individuell geprüft. In der Baubranche wird Factoring nicht betrieben.
Liquidität
Risikoabsicherung
Arbeitsentlastung
Kosten
Beschränkungen des Angebots
Nachfolgend haben wir Ihnen eine kleine Auswahl an Unternehmen zusammengestellt, die Factoring anbieten:
Aber auch klassische Bankdienstleister, wie etwa die HypoVereinsbank oder die Sparkasse bieten Factoring an.
Autorin: Cynthia Henrich, Stand: 03.01.2020