Im Herbst 2022 befindet sich der Klein- und Mittelstand in Deutschland am Scheideweg. Dieses Fazit lässt sich aus der jüngsten Befragung ziehen, die Finanzchef24 und andsafe zusammen mit dem Panelanbieter Consumerfieldwork unter 654 Unternehmern durchgeführt haben.
Viele Selbstständige blicken angesichts explodierender Betriebskosten, nachlassender Kaufkraft und der nächsten zu erwartenden Corona-Pandemiewelle voller Sorgen und Ängste in die Zukunft. Immerhin die Hälfte schaut jedoch optimistisch auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden 12 Monaten. Die Meinungsambivalenz ist angesichts der Herausforderungen nachvollziehbar. Zu wünschen ist, dass die Stimmung nicht kippt und Kaskadeneffekte den gesamten Klein- und Mittelstand in die Tiefe ziehen.
Denn: Hatte die Corona-Pandemie zuletzt vor allem bestimmte Branchen wie Gastronomie in den Würgegriff genommen, betrifft die aktuelle Problemlage aus Inflation, Energieknappheit und Kostensteigerungen nahezu alle Bereiche direkt oder spätestens indirekt – wenn eine Konjunkturabkühlung übergreifend zu Konsumzurückhaltung und Investitionsaufschub führt.
Basisarbeit heißt, Kleinunternehmer stärken
Wir von Finanzchef24 haben uns dem Ziel verschrieben, den Einzel- und Kleinunternehmern die jeweils beste Absicherungslösung anzubieten, damit sie sich voll auf ihr Business konzentrieren können. Der Mission, dass sich Privat- und Gewerbekunden digital, effizient und intuitiv absichern können, hat sich auch andsafe verschrieben. Gemeinsam wollen wir, Finanzchef24 und andsafe, in diesem Gewerbereport auf den Geschäftsalltag der Einzel- und Kleinunternehmer blicken – und so für diese Zielgruppe eine Plattform und informative Entscheidungsbasis schaffen.
Denn: Während die Lobbyverbände die Interessen der Industrie vertreten und deren Positionen durchsetzen, reicht die Aufmerksamkeit für die Kleinen oft nicht über das in Zeitungen geschilderte Einzelschicksal des Bäckermeisters oder des Friseurs hinaus. Die regelmäßig erhobenen Konjunkturbarometer und Befragungen von Volkswirten gehen in unseren Augen an der Realität vieler Selbstständiger vorbei, die täglich ihren Unternehmermann und ihre Unternehmerfrau stehen.
In den nächsten Monaten wird sich entscheiden, ob die von der Bundesbank für den Winter vorhergesagte Rezession nur eine temporäre Delle wird, oder ob Deutschland nach Jahren des Wirtschaftsbooms ein längerer Abschwung bevorsteht. Unser Report zeigt: Hiesige Klein- und Mittelständler haben genaue Vorstellungen, welche Stellschrauben sie trotz oder gerade angesichts der exogenen Faktoren bedienen müssen. Sie verlassen sich nicht auf vage weitere Hilfspakete der Regierung, sondern sehen sich selbst in der Pflicht. Wir beobachten eine neue Selbstbestimmung. Kleinst- und Kleinunternehmer möchten etwa Margen erhöhen, indem sie in Digitalisierung, Geschwindigkeit und in Werbung investieren. Einige wenige nehmen die äußeren Zwänge sogar zum Anlass, neue Rohstoffquellen zu erschließen oder den Wareneinkauf zu verbessern.
Unternehmen heißt nicht unterlassen
Die Krise wird damit zum Ansporn, Prozesse und eingefahrene Strukturen auf den Prüfstand zu stellen – und das Geschäft zu sichern. Am Rückgrat unserer Wirtschaft wird das ganz klar sichtbar.
Die Agilität ist für das unternehmerische Überleben wichtig, birgt jedoch Gefahren. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Beziehungsweise: Wo neue Betätigungsfelder und Nischen besetzt werden, lauern neue Risiken. Die Gefahren nehmen mit der Aktivität zu. Die Betriebsamkeit herunterschrauben und sich passiv den externen Mechanismen hinzugeben, wäre die falsche Lösung. Vielmehr muss sich der selbstbestimmte Unternehmer neues Wissen aneignen, wie er sich und seine Unternehmung adäquat schützen kann. Welche Möglichkeiten der Gewerbeversicherung es dafür gibt, ist jedoch vielen nicht klar oder bewusst. Auch darauf deuten die neusten Zahlen unseres Reports hin. Diese Unkenntnis führt ins Risiko.
Der Schlüssel zu mehr Sicherheit lautet: Information. Der erste Schritt zu mehr Daten und Fakten ist das Klarwerden darüber, wo es Lücken gibt. Die Ergebnisse des Reports stimmen uns zuversichtlich. Wir sind optimistisch, dass umsichtige Kleinst- und Kleinunternehmer diese Prüfungen meistern werden.
In diesem Sinne: Viel Spaß und Erkenntnis bei der Lektüre.
Payam Rezvanian (Finanzchef24) & Christian Buschkotte (andsafe)
Die vergangenen Jahre haben Kleinst- und Kleinunternehmern vor allem eins verdeutlicht: Wenn sie sich auf Hilfe von außen verlassen, dann sind sie oftmals auf sich allein gestellt. Während Konzerne und große Mittelständler das Wissen und Ressourcen hatten, ausgiebige Staatshilfen rund um Corona zu beantragen und Kurzarbeit einzuführen, erfüllten Kleinst- und Kleinunternehmer oft nicht die geforderten Vorgaben für die Soforthilfe oder mussten den Großteil später wieder zurückzahlen.
Vor allem Soloselbstständige konnten nicht von der Kurzarbeitergeldregelung profitieren. Entsprechend haben vor allem jene empfindliche finanzielle Einbußen hinnehmen müssen, die sich während der Corona-Pandemie akribisch an gesetzliche und teilweise regional wechselnde Vorgaben gehalten beziehungsweise zu spät reagiert haben. Man erinnere an dieser Stelle an die jüngst unglücklich formulierte Aussage des Wirtschaftsministers Robert Habeck, einige Unternehmer sollten ihr Geschäft doch temporär schließen und dann wieder öffnen, wenn der Sturm vorübergezogen sei.
Aus Schockstarre werden Selbstvertrauen und Verantwortungsübernahme
Diejenigen, die in der Vergangenheit bereits mit unternehmerischem Sachverstand und Vorsicht versucht haben, das Beste aus der Situation zu machen und den Geschäftsbetrieb aufrecht zu halten, sind in der Regel besser gefahren. Wir beobachten ein neues Unternehmertum. Die Macher gehen erprobter, agiler und proaktiver aus den vergangenen drei Jahren heraus. Raus aus der Schockstarre. Rein in die Zuversicht. Rein ins Selbstvertrauen. Rein in die Verantwortung. Man ist bereit, neue Wege zu gehen. Diese Strategie scheint für die unmittelbare Zukunft keine schlechte Wahl zu sein.
Die aktuellen Herausforderungen durch Lieferengpässe und Energieknappheit verlangen ein neues Maß an Agilität und Selbstbestimmtheit, um im unternehmerischen Alltag Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für Entscheidungen, die schwieriger denn je zu treffen sind. Der Gewerbeversicherungsreport zeigt, dass Kleinst- und Kleinunternehmer in Anbetracht der vielen Probleme bereit sind, neue Pfade einzuschlagen, indem sie Routinen überprüfen, die Digitalisierung vorantreiben oder den Wareneinkauf optimieren. Sie schöpfen ganz bewusst aus ihrem unternehmerischen Antrieb, der schon immer Ansporn war, jetzt jedoch viel klarer zu Tage tritt. Es ist die Freiheit, das eigene Unternehmen täglich neu und eigenständig zu gestalten.
Viele schauen optimistisch in die Zukunft
Der Mehrheit ist bewusst, dass sie selbst für ihre unternehmerische Zukunft verantwortlich ist. Laut Umfrage beurteilen 12 Prozent die mittelfristige Geschäftsentwicklung als sehr gut – Ukrainekrieg, Inflation und Engpässen zum Trotz. Ganze 37 Prozent erwarten auf Jahressicht eine gute Geschäftsentwicklung. 30 Prozent sind unentschlossen. Mehr als jeder fünfte Kleinst- und Kleinunternehmer hat jedoch nur eine ausreichende oder sehr schlechte persönliche Konjunkturerwartung. Es muss gelingen, die noch Zögernden und die pessimistisch Eingestellten zu überzeugen. Überzeugen, dass es sich lohnt, die Veränderung im eigenen unternehmerischen Sinne aktiv zu gestalten.
Neue Geschäftswege bergen neue Risiken
Die neue unternehmerische Selbstbestimmtheit braucht jedoch mehr als gute Worte, Optimismus und Pragmatismus. Um künftig richtige Entscheidungen treffen zu können, braucht es Wissen. Das gilt auch für das Wissen, wie das Geschäft abzusichern ist. Denn die Risiken werden umso mehr, je mehr Kleinst- und Kleinunternehmer ihren Wirkradius vergrößern. Dort, wo neue Chancen winken, kann das Nichtwissen um begleitende Gefahren schnell zur existentiellen Bedrohung werden.
Erstmals wollten wir daher erfahren „Wie schätzen Sie Ihr Wissen rund um das Thema Gewerbeversicherung ein?“. Das Ergebnis zeigt, dass es noch entsprechendes Potenzial gibt. Nur rund jeder Dritte bezeichnet seine Kenntnisse als sehr gut beziehungsweise 27 Prozent als gut. Mehr als jeder Vierte sieht erhebliche Lücken. Und 39 Prozent beurteilen ihr eigenes Wissen diesbezüglich als befriedigend. Dieser Zustand ist riskant. Die Zahlen zeigen: Ein Großteil der Selbstständigen ist kaum aufgeklärt und riskiert täglich seine finanzielle Existenz und Unabhängigkeit durch Nichtwissen. Das führt die unternehmerische Selbstbestimmung und Freiheit ad absurdum. Auch wenn viele Risiken nicht vorhersehbar oder absicherbar sind – wie der aktuelle Krieg und die Preisexplosion zeigen – so sind doch viele gängige Gefahren durchaus bekannt.
Die Zahlen kennen: Statistik kann jeden treffen
Das belegen Statistiken. Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung wurden für das Jahr 2020 bundesweit 689.656 Arbeitsunfälle registriert. Im Handwerk kommt es am häufigsten zu Unfällen – gut 200.000 pro Jahr. Führungskräfte erwischt es mit 3.012 Unfällen statistisch weniger oft. Glücklicherweise ist die Quote tödlicher Arbeitsunfälle in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Dennoch ist es für Selbstständige wichtig, sich der potenziellen statistischen Gefahr bewusst zu werden – um rechtzeitig und selbstbestimmt eine Entscheidung zur Absicherung der Arbeitskraft treffen zu können.
Gesundheitsausfälle kosten jährlich Milliarden
Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin belaufen sich die volkswirtschaftlichen Kosten aufgrund gesundheitsbedingter Produktionsausfälle in Deutschland bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation im Jahr 2020 auf 20,6 Milliarden Euro. Bei den Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleistern sind es 14,3 Milliarden Euro. Der finanzielle Schaden ist immens – auch für den einzelnen Betroffenen.
Das Kreuz mit dem Kreuz: Im Hinblick auf gesundheitsbedingte Produktionsausfälle, aufgeteilt in Diagnosegruppen, richten Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes den größten finanziellen Schaden an – sie mindern die Bruttowertschöpfung um 32,5 Milliarden Euro. Gesamt kommt es aufgrund von Krankheiten zu 144 Milliarden Euro Schaden. (Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin).
Häufiger als gedacht: Auto weg, Business weg
Doch nicht nur der Arbeitsausfall durch Krankheiten oder Unfälle ist ein real mögliches Risiko. Auch anderswo lauern Gefahren, die Selbstständige empfindlich treffen können. So wurde laut Statista im Jahr 2021 rund 210.000-mal in Fahrzeuge eingebrochen. Und Fahrzeuge selbst wurden 22.000-mal gestohlen. Was dies für einen freiberuflichen Fotografen oder einen mobilen Friseur bedeutet, der sein Equipment im Fahrzeug hat, kann sich jeder denken: Denn mit dem Einbruch oder Diebstahl fehlt plötzlich das tägliche Arbeitsgerät.
Auch Geschäftseinbrüche kommen in Deutschland vergleichsweise oft vor. So gab es in 2021 beinahe 65.000 Fälle mit Diebstahl in Büro- und Lagerräumen. Oder anders gesagt: Knapp 180-mal am Tag kommt ein Unternehmer in sein Büro oder Lager und muss feststellen, dass es ganz oder teilweise leergeräumt wurde.
Einbruch: Diebstahl hat heute viele Gesichter
Wer bei Einbrüchen lediglich an die aufgehebelte Büro- oder Autotür denkt, sollte in Zeiten von E-Commerce und Industrie 4.0 das symbolische trojanische Pferd nicht vergessen. Die daraus abgeleiteten Trojaner stehen wortwörtlich für eine neue Qualität und Dimension von Einbrüchen – durch Cyberangriffe. Laut Bundeskriminalamt sind 2021 mehr als 124.000 Fälle von Cyberkriminalität gemeldet worden.
So virtuell das Thema anmutet, so real ist die Gefahr für jeden einzelnen Unternehmer. Dass die Servertechnik ein kritischer Punkt für Unternehmen ist und selbst ohne Cyberangriff existenziell, musste im September in Deutschland ein Küchenhersteller erfahren. Ein Stromausfall hatte die Server des deutschen Küchenherstellers Rational Einbauküchen Solutions beschädigt. Der irreparable Datenverlust zwang das Unternehmen in die Insolvenz, da die betroffenen Serversysteme die Planung sowie die Produktion der Küchen und wesentliche Unternehmensprozesse gesteuert hatten.
Fazit
Unternehmerische Selbstbestimmung bedeutet daher für die Zukunft nicht nur, agil und flexibel auf die Anforderungen des Geschäftsalltags zu reagieren, sondern das Erarbeitete und die Arbeitskraft adäquat abzusichern. Unmündig ist indes derjenige, der sich nicht informiert und sein Geschäft unwissend einem vermeidbaren Risiko aussetzt.
Inflation das Top-Thema für den Kleinst- und Kleinunternehmer
War beim letzten Gewerbeversicherungsreport die Corona-Pandemie für 64 Prozent das geschäftsbestimmende Thema, hat der Krieg Russlands gegen die Ukraine ein ganzes Bündel an neuen Herausforderungen hervorgebracht. Die Inflation ist eine direkte Auswirkung der Energiekrise und steigender Energiepreise – aber auch von Lieferkettenproblemen und Nachholeffekten im Zuge der Corona-Pandemie. Für das Gesamtjahr 2022 erwartet die Bundesbank in Deutschland eine Inflation von 8 Prozent, im Herbst könnten sogar 10 Prozent möglich sein. Die Europäische Zentralbank, die ein Inflationsziel von rund 2 Prozent anstrebt und der Geldentwertung über Monate tatenlos zugesehen hat, hat im Sommer eine beispiellose Kehrtwende bei der lockeren Geldpolitik hingelegt. Nach jahrelanger Nullzinspolitik erhöhten die Notenbanker die Leitzinsen in zwei historischen Zinsschritten im Juli um 0,5 Prozent und im September sogar um 0,75 Prozent. Weitere Anhebungen sind angekündigt, „um die Nachfrage zu dämpfen und dem Risiko einer andauernden Aufwärtsverschiebung der Inflationserwartungen vorzubeugen.“ (Quelle: ecb.europa.eu).
Die Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik kommt für Deutschlands Kleinst- und Kleinunternehmer zu spät. 72 Prozent sind der Meinung, dass die Inflation das wichtigste geschäftsbestimmende Thema in den nächsten 12 Monaten sein wird. Zum Vergleich: Beim letzten Report, der zum Jahreswechsel 2021/22 erhoben wurde, lag die Inflation bei rund 5 Prozent. Damals hatten lediglich 29 Prozent die Inflation als geschäftsbestimmendes Thema auf dem Radar
Kostenexplosion bei Energie und Betriebsnebenkosten
Eng beziehungsweise direkt verbunden mit der Inflation sind die höheren Energiepreise, steigende Betriebsnebenkosten, der Krieg Russlands gegen die Ukraine und sinkende Konsumausgaben. Entsprechend sind 68 Prozent der befragten Kleinst- und Kleinunternehmer im Sommer 2022 der Meinung, dass höhere Energiepreise ihre Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten beeinflussen werden. Diese Einschätzung deckt sich mit anderen Umfragen. Energieintensive Unternehmen fürchten Mehrkosten in Millionenhöhe. Selbst wenn ein Kleinst- oder Kleinunternehmer im Schnitt weniger Energie benötigt, so fressen die horrenden Energiepreise in vielen Branchen die ohnehin schmalen Margen auf. Noch kann niemand genau sagen, welche Auswirkungen zu erwarten sind. Aber allein für die energieintensive Industrie bedeutet die sogenannte „saldierte Preisanpassung“ Mehrkosten von mehr als 5,3 Milliarden Euro, wie der Branchenverband EID (Verband der energieintensiven Unternehmen) jüngst errechnet hat. Für jeden Arbeitsplatz entstehe somit eine zusätzliche Belastung von knapp 6.300 Euro (Quelle: ecb.europa.eu).
Dasselbe gilt für steigende Betriebskosten generell, die etwa durch Lieferengpässe oder die allgemeine Inflation ausgelöst werden. 66 Prozent der befragten Unternehmen platzieren das Thema steigende Betriebsnebenkosten auf den dritten Rang der Top-Themen. Kein Wunder: Gerade die Energiekosten haben die Erzeugerpreise, die die durchschnittliche Preisentwicklung von Rohstoffen und Industrieerzeugnissen darstellen, in diesem Jahr explodieren lassen. Lagen die Erzeugerpreise im Januar 2021 bei nicht einmal 1 Prozent, sind sie bis Januar 2022 auf 25 Prozent gestiegen. Im Sommer lagen sie bei knapp 40 Prozent. Selbst um die Energiekosten bereinigt, bleibt ein sattes Plus von mehr als 10 Prozent (Quelle: destatis.de). Das Herstellen von Produkten und Dienstleistungen verteuert sich.
Hinweis: Summenanpassung nach Index beachten
Versicherungsnehmer müssen damit rechnen, dass sich bei einem Großteil der Inhaltsversicherungen (auf Basis Erzeugerpreisindex September) die vereinbarten Versicherungssummen per Januar 2023 - um etwa 40 bis 50 Prozent erhöhen werden. Für Kunden mit dynamischer Summenanpassung gibt es im Regelfall unterschiedliche Möglichkeiten der Reaktion. Der Kunde kann dieser Anpassung folgen, er kann der Summenanpassung widersprechen oder die Summenanpassung insgesamt kündigen. Darüber hinaus kann vom Versicherer verlangt werden, die Summe wieder herabzusetzen, wenn diese nach der Anpassung den tatsächlichen Versicherungswert „erheblich“ übersteigt. In jedem Fall sollte der Versicherungsnehmer mit seinem Vermittler Kontakt aufnehmen.
Steigende Refinanzierungskosten, sinkende Konsumausgaben
Die geänderte Zinspolitik der Notenbanken hat zudem direkte Auswirkungen auf die Refinanzierung. Immerhin 28 Prozent der Unternehmen sehen höhere Zinsen für Darlehen als ein Problem an, dass ihre Geschäftstätigkeit beeinflussen wird. Kein Wunder: Egal ob Geld für eine Expansion benötigt wird oder Darlehen auslaufen. Unternehmen, die Geld von der Bank benötigen, müssen deutlich mehr dafür zahlen. In der Baubranche sind die Effekte bereits zu spüren. In ganz Deutschland werden Immobilienprojekte verschoben oder komplett abgesagt, weil sich die Zinskosten vervielfacht haben. Auch Startups kommen schlechter an frisches Kapital. Verkürzt lässt sich festhalten: Gerade auf Selbstständige mit einem erhöhten Kapitalbedarf kommen schwierigere Zeiten zu.
Wie die Unternehmen bekommen auch die Verbraucher die Kostenexplosion zu spüren. Das Ergebnis: Wenn mehr Geld für Energie benötigt wird, fehlt das Geld in der Haushaltskasse an anderer Stelle. 41 Prozent der befragten Kleinst- und Kleinunternehmer erwarten daher sinkende Konsumausgaben, die auf den Umsatz schlagen. Unternehmerinnen beurteilen dies deutlich schlechter (49 Prozent) als männliche Selbstständige beziehungsweise Unternehmer (36 Prozent).
Unsicherheit bei Konjunkturentwicklung
Die Einzelauswertungen von Energiekosten über Fachkräftemangel bis Zinskosten haben die Fülle an Herausforderungen gezeigt, mit denen sich Kleinst- und Kleinunternehmer laut Finanzchef24 bis ins Jahr 2023 hinein konfrontiert sehen. In der Summe erwarten 47 Prozent auf 12-Monatssicht eine Konjunkturabschwächung. Damit hat sich die Stimmung bei den kleineren Unternehmen deutlich eingetrübt. Im Coronajahr 2021 erwarteten gerade einmal 19 Prozent eine Konjunkturabschwächung.
Von einer Konjunkturerholung gehen zum Zeitpunkt der Befragung mit 33 Prozent deutlich weniger aus (2021: 27 Prozent). In der Detailauswertung zeigt sich, dass kleinere Unternehmen etwas pessimistischer auf die mittelfristige Wirtschaftsentwicklung blicken. Unter den Kleinst- und Kleinunternehmen bis zwei Mitarbeiter prognostizieren 46 Prozent einen Konjunkturabschwung, bei den etwas größeren Unternehmen mit bis zu zehn Angestellten sind es sogar 49 Prozent. Bei den größeren Mittelständlern mit bis zu 49 Angestellten erwarten 44 Prozent eine Abkühlung der Wirtschaft.
Lieferprobleme, Fachkräftemangel und Klimawandel immer wichtiger
Etwa ähnlich ausschlaggebend für die persönliche Geschäftsentwicklung erachten viele im Rahmen des Gewerbeversicherungsreports Befragte den Fachkräftemangel, Lieferprobleme und die Auswirkungen des Klimawandels. 35 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich Lieferprobleme auf den eigenen Geschäftsbetrieb auswirken. Der Fachkräftemangel rangiert aktuell mit 34 Prozent im Mittelfeld der geschäftsbeeinflussenden Faktoren. Gegenüber dem Vorjahr hat sich das Thema damit noch einmal zugespitzt, spielte es 2021 doch nur für 27 Prozent der Befragten eine Rolle. Ebenfalls im Mittelfeld der Themen zu finden sind ökologische beziehungsweise Nachhaltigkeitsthemen für 32 Prozent der Befragten. Auch hier lässt sich gegenüber dem Vorjahr eine sichtbare Relevanzzunahme beobachten (2021: 26 Prozent).
Corona-Pandemie bleibt bestimmend – vor allem in Gastro und Lifestyle
Nicht mehr ganz so wichtig wie im Vorjahr stufen die Befragten die Corona-Pandemie ein. War Covid im Jahr 2021 für 64 Prozent das bestimmende Top-Thema für den Business-Alltag, gehen aktuell noch 47 Prozent der Befragten davon aus, dass die Pandemie ihr Geschäft in den nächsten 12 Monaten beeinflussen wird. Corona ist damit etwas weniger wichtig, aber für immerhin knapp die Hälfte dennoch relevant. Interessant ist die unterschiedliche Einschätzung mit Blick auf die Geschlechter. Unter den weiblichen Unternehmern wird Corona mit knapp 58 Prozent deutlich höher gerankt als unter den männlichen Unternehmern (knapp 41 Prozent).
Wenig verwunderlich ist indes die Sicht der unterschiedlichen Branchen auf das Virus. Mit der größten Sorge bewerten die Beauty- und Lifestylebranche (73 Prozent) sowie die Gastronomie (60 Prozent) die weitere Pandemieentwicklung, nachdem sie besonders von Lockdowns und Beschränkungen betroffen waren. Etwas entspannter blicken die Dienstleistungsbranche (47 Prozent), die Beraterbranche (44 Prozent) und der Handel (39 Prozent) auf neue mögliche Wellen und Einschränkungen. Am wenigsten betroffen zeigt sich das Bauhandwerk (34 Prozent) vom weiteren Pandemieverlauf.
So wollen Unternehmen wettbewerbsfähiger werden
Das Thema Wettbewerbsfähigkeit wird für den Kleinst- und Kleinunternehmer im Herbst 2022 neu ausgelotet. Es zählt nicht mehr allein, mit dem richtigen Produkt zu einem wettbewerbsfähigen Preis am Markt zu sein – sondern überhaupt zu einem Preis liefern zu können.
Zwischen Margenschutz, Kostenreduktion und Werbung
Ähnlich wie im Vorjahr sieht die Mehrheit in höheren Gewinnen beziehungsweise besseren Margen den wichtigsten Schlüssel, um am Markt zu punkten.
Für 43 Prozent der Befragten ist dies die Top-Antwort (2021: 39 Prozent). Auf dem zweiten Platz der Maßnahmen steht die klassische Außenwerbung für 26 Prozent der Unternehmer (2021: 28 Prozent). Die dritte Stellschraube für mehr Wettbewerbsfähigkeit lautet für circa jeden fünften Kleinst- und Kleinunternehmer (21 Prozent) in Anbetracht der extremen Energiepreise jedoch Kostenreduktion durch Einsparungen.