Manchmal kommt es doch nicht so düster, wie es scheint. „Der Klein- und Mittelstand in Deutschland befindet sich am Scheideweg“ – zu diesem Fazit kamen wir bei unserem letzten Gewerbeversicherungsreport vor einem Jahr. Obwohl die brisante Themenmischung aus Inflation, Ukraine-Kriegsauswirkungen, Konjunkturrisiken und hohen Zinsen noch immer den Alltag vieler Unternehmen in Deutschland bestimmt, so hat sich doch der Blick darauf nicht noch mehr eingetrübt.
Angesichts der neusten Zahlen von Optimismus zu sprechen, wäre verfrüht. Die Ängste vor Inflation und Wirtschaftswachstum sind real und in Zahlen gefasst. Zum Zeitpunkt der Erhebung im Spätsommer 2023 waren die Ereignisse in Israel nicht absehbar. Die Auswirkungen sind in den Ergebnissen deshalb nicht berücksichtigt.
Aber immerhin lassen sich im jüngsten Datenwerk durchaus kleine Hoffnungsschimmer finden. Viele Kleinst- und Kleinunternehmen haben eine genauere Vorstellung gewonnen, mit welchen Instrumenten und Hebeln sie der gefährlichen Lage aus Multikrisen und Deutschlands Bürokratie-Irrsinn wirtschaftlich Paroli bieten wollen. Während sich viele Konzerne durch lobbyistische Aktivitäten gewohnt und in Vollkaskomentalität auf Subventionen, Steuersenkungen und andere staatliche Hilfen verlassen, wissen insbesondere die kleineren Unternehmen seit ihren Rückzahlungsaufforderungen für damals dringend und überlebensnotwendige Corona-Hilfe, dass sie weiterhin selbst gefragt sind.
Unser Report zeigt, dass sie sich nicht zurücklehnen, sondern investieren und handeln. Sie versuchen, der Rezession in kleinen Schritten zu entkommen. Sie packen an, was sich auch am robusten Arbeitsmarkt zeigt.
Einen Schwerpunkt haben wir bei der jüngsten Befragung auf die Künstliche Intelligenz gelegt. Denn: Während viele Konzerne ganze Teams und Abteilungen dem Boom-Thema verschreiben, fehlt es den kleinen Handwerkern, Friseuren oder Therapeuten dafür meist an personellen, finanziellen und zeitlichen Ressourcen. Ein doppeltes Dilemma, soll doch KI gerade dabei helfen, künftig Personal, Geld und Zeit zu sparen. Doch damit die KI-Effekte nutzbar werden, muss eben zunächst dieser Ressourcen-Dreiklang investiert werden. Die Ergebnisse unseres KI-Specials machen Mut. Sie zeigen ganz klar, dass es noch viel Spielraum nach oben gibt – wollen die Kleinen gegenüber den Großen bei der KI nicht das Nachsehen haben. Es scheint das Motto zu gelten: „Klick muss man haben.“.
Basisarbeit heißt, Kleinunternehmen stärken
Wir von Finanzchef24 verfolgen das Ziel, den Einzel- und Kleinunternehmen die jeweils beste Absicherungslösung anzubieten, damit sie sich voll auf ihr Business konzentrieren können. Der Mission, dass sich Privat- und Gewerbekunden digital, effizient und intuitiv absichern können, hat sich auch andsafe verschrieben. HDI engagiert sich in den Bereichen Risikoabsicherung und Altersvorsorge sowohl für Privat- als auch Firmenkunden und bietet maßgeschneiderte Lösungen für Freie Berufe an. Gemeinsam wollen wir, Finanzchef24, andsafe und HDI, im Gewerbereport 2023 erneut den Geschäftsalltag der Einzel- und Kleinunternehmen durchleuchten. Unser Ansatz kommt an, auch die vielen Unternehmen mit ein bis 10 Mitarbeitenden ernst zu nehmen und ihnen mithilfe von Daten Impulse und Entscheidungsgrundlagen zu liefern. Das zeigen die Teilnehmerzahlen. Mit mehr als 750 beantworteten Fragebögen freuen wir uns auch in diesem Jahr über eine sehr rege Beteiligung.
Wie wichtig es ist, unser Rückgrat der Wirtschaft durch Zuwendung, Sichtbarkeit und Aufklärung zu stärken, möchten wir an dieser Stelle an zwei Beispielen verdeutlichen. Neulich stand in der Zeitung, dass der Fischmeister am Starnberger See schließen soll. Es ist ein Kultlokal. Dass der Betreiber weniger mangelnde Gästenachfrage als fehlendes Personal als Hauptgrund nannte, ist das eine. Als Partner oder Chef in Küche und Service selbst mit anzupacken, kennt die Mehrheit der Selbstständigen. Ob Werkstatt, Salon oder Agentur: Selbst- und ständig ist gelernt. Viel bezeichnender war jedoch die Aussage, dass der bürokratische Aufwand eines Lokals dieser Größe mittlerweile eine Vollzeitkraft verschlingt – früher reichte dafür ein Bürotag in der Woche.
Dieses Beispiel führt zu zwei weiteren Fällen aus dem Bekanntenkreis. Ein Poolbauer mit rund zehn Angestellten und eine Digitalisierungsexpertin. Der Poolbauer hat wegen Bürokratie und Steuerbelastung das Segel gestrichen und seinen Geschäftssitz nach Dubai verlegt. Zitat des Inhabers: Fürs gleiche Geld arbeite ich künftig die Hälfte. Die junge Beraterin überlegt indes, das Geschäft nach Kroatien zu verlegen, um Steuern zu sparen. Überraschend ist die Tatsache, dass heute nicht mehr nur die großen Unternehmen unabhängig von der moralischen Komponente legale Wege suchen und finden, die den Aufwand und Nutzen einer solchen Entscheidung rechtfertigen. Wir schätzen die Strukturen, die Sicherheit und vor allem die Demokratie in unserem Land. Allerdings darf die Politik nicht verkennen, dass die Finanzierung dieser Qualitäten und Werte auf immer weniger Schultern lastet. Ein Ergebnis unserer Studie lässt erahnen, dass die Zündschnur der hart arbeitenden Klein- und Kleinstunternehmerschaft angesichts der Herausforderungen immer kürzer wird. Mehr als die Hälfte der Befragten glaubt, dass durch die gestiegene Inflation die Schwarzarbeit zugenommen hat. Das deutet darauf hin, dass die Kollegen mit Schwarzarbeit versuchen, Inflationseinbußen abzufedern.
Aber wie gesagt: Viele Antworten zeugen wie in den Vorjahren von Mut, Lust und Zuversicht, das eigene Geschäft auch in widrigen Umständen nach vorn zu bringen. Ob Haltung und Vision für die nötige Transformation ausreichen – wie im aktuellen Titel dieses Reports beschrieben? Im nächsten Jahr wissen wir mehr.
In diesem Sinne: Klick muss man haben. Viel Spaß und Erkenntnis bei der Lektüre
Von okay zu sehr gut: Es macht immer öfter Klick
Nach eigenem Bekunden sehen sich Deutschlands Kleinst- und Kleinunternehmen bei der Digitalisierung nicht nur weiterhin gut aufgestellt – sie attestieren sich sogar Fortschritte. Auf einer Skala von 0 bis 10 – wobei die 0 für Brieftaube steht und 10 für Amazon-like, verorten sich im Jahr 2023 bereits 11 Prozent auf digitaler Augenhöhe mit Jeff Bezos – das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr (2022: 9 Prozent). Als digital sehr gut aufgestellt (Skala 9) bezeichnen sich bereits knapp 10 Prozent – ein deutliches Plus von 3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr (2022: 7 Prozent). Auf dem Skalenwert 8 ordnen sich in diesem Jahr wie bereits 2022 erneut 21 Prozent ein.
Im digitalen Mittelfeld wähnen sich laut neustem Report (Skala 6 + 7) nur noch 26 Prozent und damit weniger als 2022 (30 Prozent). Damit zeigt sich, dass bisher mittelgut aufgestellte Unternehmen ihre Hausaufgaben gemacht haben und auf der Skala nach oben aufschließen konnten.
Aufholbedarf bleibt trotzdem. Denn: Rund jeder fünfte Kleinunternehmer (21 Prozent) betreibt sein Business nach eigenem Bekunden wenig digital (Skala 4 + 5). Eher analog beziehungsweise auf dem Niveau von Brieftaube und Schreibmaschine unterwegs (Skala 0 bis 3) sind etwa 11 Prozent der Befragten (2022: 15 Prozent).
Klassisch analoge Berufsgruppen weniger digitalisiert
Wie in den Vorjahren lassen sich bei der Branchenauswertung eklatante Unterschiede feststellen. Am unteren Ende der Skala finden sich Handwerker und Kosmetikerinnen. Wenig digital bezeichnen sich laut neuster Erhebung viele Unternehmen aus dem Bau mit 29 Prozent auf Skala 4 und 5, gefolgt von der Beauty– und Lifestylebranche mit 20 Prozent (Skala 4 und 5). Im Mittelfeld findet sich die Food-Branche. So bezeichnen sich Gastronomen mit 42 Prozent (Skala 7) als digital ordentlich aufgestellt. Als digital gut unterwegs mit 19 Prozent (Skala 8) fühlen sich Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche. Deutlich digitaler sieht sich der Handel. Hier sehen sich 20 Prozent auf Skala 8 und 29 Prozent auf Skala 9 und 10 – also sehr gut. Im vorderen Feld bewegen sich wie bereits im Vorjahr Berater mit 36 Prozent auf Skala 8 und 23 Prozent auf Skala 9 und 10.
Das Tor in die digitale Welt: Große Softwaresuites für kleine Unternehmen
Die Digitalisierung von Prozessen ist längst bei kleinen Unternehmen und Selbstständigen angekommen. Wesentliche Treiber sind intuitive und mittlerweile auch kostengünstige Programme und Lösungen. Ob Lexware, Datev oder Fastbill bei der Buchhaltung, ob Brandwatch oder Hootsuite im Marketing oder Salesforce, Shopify und Hubspot in Vertrieb und Verkauf: Viele Lösungen erlauben mittlerweile selbst Kleinst- und Kleinunternehmen, digital und strukturiert eigene Prozesse zu verbessern und zu beschleunigen. Die Softwarekosten halten sich meist in Grenzen und helfen zumindest teilweise, den seit Jahren gestiegenen (bürokratischen) Anforderungen zu entsprechen – ohne teures Personal in diesen Bereichen aufzubauen.
Auch im Jahr 2023 haben die Kleinst- und Kleinunternehmen klare Vorstellungen, wo sie in ihrer Unternehmung Digitalisierungspotenziale realisieren können. Die größten Digitalisierungseffekte versprechen sich die Befragten demnach in der Buchhaltung. Mit 49 Prozent der Nennungen ist die Buchhaltung in diesem Jahr Spitzenreiter. 2022 waren es nur 38 Prozent, die im Rechnungswesen mehr auf Computer als Papier setzen wollten.
Marketing, im Vorjahr auf dem ersten Platz, folgt aktuell mit zwölf Prozentpunkten Abstand auf dem zweiten Rang. Das Marketing digitaler aufstellen wollen 2023 rund 37 Prozent der Befragten und damit ähnlich viele wie 2022 (38 Prozent). Auf dem dritten Platz steht dieses Jahr für knapp jeden Dritten erstmals die Digitalisierung des Vertriebs beziehungsweise des Verkaufs mit 30 Prozent (2022: 21 Prozent). Die Digitalisierung des Kundenmanagement/CRM sehen in diesem Jahr mit 27 Prozent so viele als erfolgsversprechend an wie 2022 (27 Prozent).
Das Digitalisierungspotenzial für die anderen Bereiche beurteilen die Befragten in der Hierarchie 2023 ähnlich wie bereits 2022 und 2021. Die Materialwirtschaft wollen 2023 demnach 10 Prozent digitalisieren (2022: 11 Prozent), die Produktion knapp 10 Prozent (2022: 8 Prozent) und das Personalwesen erneut 10 Prozent. Besonders im Personalwesen ist anzunehmen, dass das Digitalisierungspotenzial weitestgehend ausgeschöpft ist. Software as a Service (SaaS) Lösungen wie das Münchner Unicorn Personio oder HeavenHR unterstützen mittlerweile selbst kleine Unternehmen digital bei Themen von Recruitment über die Verwaltung von Krankheits- und Urlaubstagen bis zur Abrechnung.
Wer digital arbeitet, muss sich anders absichern
So praktisch und effizient der Einsatz digitaler Helfer ist: Sie bergen neue Risiken. Für immer mehr Branchen sind die Digitalisierung und das hybride Arbeiten die einzige Chance, wirtschaftlich zu überleben. Ob Online-Shops für den Einzelhandel, Auftragsplattformen wie Fiverr oder Uber: Überall entstehen neben Chancen neue Risiken von falschen Inhalten, Softwarefehlern und fatalen Marketingentscheidungen bis hin zu Hackerangriffen. Diese müssen Kleinst- und Kleinunternehmen mehr denn je absichern.
Kleinst- und Kleinunternehmen sollten nicht nur die Chancen der Digitalisierung nutzen und sehen. Sie dürfen die damit einhergehenden digitalen Risiken nicht verkennen. Eine entsprechende Absicherung ist essenziell.
Hohe Nachfrage und Bedarf, wenig Angebot
Wie erwähnt sind auch kleine Unternehmen immer digitaler aufgestellt, was einen entsprechenden Absicherungsbedarf verlangt. Die Versicherungswirtschaft tut sich wegen hoher Schäden weiterhin schwer, entsprechende Produkte auf den Markt zu bringen. Aus dem Blickwinkel von Finanzchef24 gibt es in der Cyberversicherung seitens der Anbieter gerade für kleinere Kunden noch viel zu tun. Viele Versicherungslösungen sind für Selbstständige und Mittelstand aktuell zu teuer und unverständlich. Teilweise sind Produkte dreimal teurer als eine Betriebshaftplicht. Als Baustein anderer Produkte können CyberRisk Absicherungen das Risikomanagement bisher am besten unterstützen.
Neue Geschäftsbereiche, neue Risiken
Kleinst- und Kleinunternehmen erschließen sich nicht nur durch IT-Lösungen neue Kundengruppen und Umsätze, sondern ebenso durch die Ausweitung ihrer Tätigkeiten und Geschäftsbereiche, die vor wenigen Jahren noch explizit einer Berufsgruppe zuzuordnen waren. Beispielsweise üben selbstständige Handwerker immer öfter Tätigkeiten wie Mauern, Fliesenlegen und Elektrik verlegen gleichermaßen aus.
Auch dadurch entstehen neue Risiken. Dennoch überwiegen in der Versicherungswirtschaft heute oftmals starre Produktlösungen, analoge Vertriebsformen und fehlendes Spezialwissen für eine sehr vielschichtige Klientel. Schließlich sind im Bereich der KMUs in Deutschland eine Vielzahl unterschiedlicher Berufe mit ihren jeweiligen Besonderheiten abzusichern. Für all diese Branchen und Berufsgruppen werden Versicherungen benötigt, die den neuen Herausforderungen gewachsen sind. Es gilt nicht mehr pauschal, dass im Handwerk die Betriebshaftplichtversicherung allein ausreicht, sondern immer öfter eine sinnvolle Ergänzung benötigt wird.
Deshalb müssen die Produkte einfacher werden und dennoch individuelle Bedürfnisse abdecken. Versicherern muss es gelingen, kleine Unternehmen, die viele Produkte und Dienstleistungen anbieten, gut abzubilden. Zudem müssen sie noch besser auf die Unternehmen eingehen und herausfinden, was sie eigentlich genau machen, wie genau die Tagesarbeit heute und in Zukunft aussieht, welche Gefahren lauern und wie ihre Kundengruppe tickt – kurzum: Wie das Business funktioniert.
Die andsafe AG hat hier eine besonders innovative Lösung mit ihrer neuen „Mischbetriebslogik“. Bisher mussten Gewerbetreibende bei der Absicherung ihrer betrieblichen Risiken angeben, zu welchen fest definierten Betriebsarten sie sich zuordnen. Das Problem: Übt ein Gewerbetreibender mehrere auch unterschiedliche Tätigkeiten aus, die mehreren Betriebsarten zuzuordnen sind, muss er oder sie jede einzelne Betriebsart angeben und entscheiden, welchen Anteil jede Betriebsart am Gesamtumsatz hat. So weit so gut, so aufwendig. Hinzu kommt aber, dass diese Betriebsartenliste der Versicherer aus den 1980iger Jahren stammt und seitdem nur wenige Änderungen beziehungsweise Anpassungen erfuhr. So finden sich dort Betriebsarten, die es wahrscheinlich heute nicht mehr gibt – auf der anderen Seite fehlen neue Betriebsarten, die sich entwickelt haben.
Die andsafe-Lösung für dieses Problem: Zum einen hat andsafe seine Betriebsartenliste um moderne, neue Betriebsarten erweitert (zum Beispiel „Mystery Shopper“), zum anderen verzichtet andsafe auf die oben beschriebene Auflistung aller betrieblichen Tätigkeiten. Stattdessen gibt der Gewerbetreibende die Betriebsart an, mit der er oder sie seinen oder ihren höchsten Umsatz erzielt. Diese „führende“ Betriebsart nutzt andsafe dann für die Beitragsberechnung. Alle anderen betrieblichen Tätigkeiten, die einen geringeren Umsatzanteil haben, sind automatisch und ohne besondere Nennung mitversichert. Begrenzt wird diese großzügige Regelung nur für Risiken, für die eine Pflichtversicherung besteht oder die die andsafe grundsätzlich nicht zeichnet. Der Maler beziehungsweise der Trockenbauer ist bei andsafe als Maler versichert und hat seine Trockenbautätigkeiten mit abgesichert. Auch die Kosmetikerin, die Maniküre und Pediküre anbietet, kommt bei andsafe in den Genuss dieser neuen Mischbetriebslogik.
Spezial: KI auch für die Kleinen mehr Chance als Risiko
Ob Spracherkennung, Übersetzungen, Recherchen, Chatbots, Videos oder Datenanalysen: Dass internationale Techfirmen wie Alphabet, Alibaba, Microsoft oder Uber viel Geld in Künstliche Intelligenz investieren, hat sich herumgesprochen. Auch der deutsche Softwareriese SAP mischt beim Thema ganz vorn mit. Europa zählt Mitte 2023 stolze 23 KI-Einhörner.
Deutschland hat KI-Potenzial, aber wenig Geld und Rechenleistung
Dennoch droht Deutschland den Trend zu verschlafen. Zwar wird eine Menge Grundlagenarbeit getan, Konzepte, die wirtschaftlichen Profit generieren, findet man jedoch deutlich seltener. Anfang 2023 wurden 73 Prozent der großen KI-Modelle in den USA und 15 Prozent in China entwickelt. Das Problem: Auch wenn es hierzulande viel KI-Know-how gibt, fehlt es an Rechenleistung, an Investitionen und Ideen, diese Kapitalanlage zu einem Return zu bringen. Während in den USA allein Microsoft zehn Milliarden Dollar in Open AI zu investieren gedenkt, sind in Deutschland bis 2025 vom Staat drei Milliarden Euro für die KI-Förderung eingeplant. Datenschutzbedenken bremsen die Entwicklung zusätzlich.
Laut einer 2022 von Bitcom in Auftrag gegebenen Studie ist die Verwendung von KI vor allem von der Unternehmensgröße abhängig. Lediglich 5 Prozent der Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten setzen KI ein, während es bei Unternehmen mit 100 bis 499 sowie 500 bis 1.999 Beschäftigten 18 Prozent sind. In großen Unternehmen mit 2.000 oder mehr Beschäftigten nutzen bereits fast die Hälfte (48 Prozent) KI. Unternehmungen mit weniger als 20 Personen kommen in der Umfrage gar nicht vor.
KI bei kleineren Unternehmen eine Randerscheinung
Im Zuge unserer aktuellen Befragung wollen wir mehr Licht ins KI-Dunkel bringen. Selbst ohne Zahlen lässt sich erahnen, dass KI bei den Kleinst- und Kleinunternehmen eine noch geringere Rolle spielt als beim Mittelstand. Die durch das Corona-Virus bedingten Betriebsunterbrechungen, der eklatante Fachkräftemangel im Handwerk oder die stagnierenden Konsumausgaben haben insbesondere kleinere Unternehmen mehr als in Schach gehalten. Das geht aus den Zahlen unseres letzten Gewerbeversicherungsreports hervor. So nachvollziehbar die Strategie ist, dass Unternehmen im Krisenmodus zunächst an der Basis anpacken – als so folgenschwer kann sich KI-Passivität auswirken. Schließlich kann KI als Schlüsseltechnologie auch kleine Unternehmungen dabei unterstützen, künftig Krisen und Herausforderungen mithilfe der Technik besser zu meistern.
Zweifler sehen geringen Einfluss und kaum Handlungsbedarf
Wie aus unserer aktuellen Studie ersichtlich, spaltet sich das Kleinunternehmertum bei dem Thema Künstliche Intelligenz in zwei klare Lager. Jene, die Chancen wittern. Und jene, die eher Risiken sehen und KI für einen Hype halten. Wenden wir uns zunächst den Skeptikern zu. 43 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass KI ihre Geschäftsprozesse nicht stark beeinflussen wird. 55 Prozent glauben nicht, dass sie durch KI neue Geschäftsfelder erschließen werden. Auch die Angst vor Disruption ist bei vielen Selbstständigen nicht angekommen. Knapp die Hälfte (47 Prozent) erwartet nicht, dass durch KI neue Wettbewerber in den eigenen Markt dringen. Entsprechend haben 68 Prozent der Befragten bis zum Sommer 2023 – ein halbes Jahr nach dem fulminanten Start von ChatGPT, keine Maßnahmen ergriffen, KI im eigenen Unternehmen einzusetzen.
46 Prozent begreifen KI als Chance für kleine Unternehmen
Die Aufgeschlosseneren unter den Kleinst- und Kleinunternehmen hingegen können sich durchaus vorstellen, dass sie von Computern und Programmen beim Denken und Arbeiten unterstützt werden. 46 Prozent verstehen KI als Chance. 38 Prozent glauben, dass KI ihre Geschäftsprozesse stark verändern wird. Immerhin 27 Prozent können sich sogar vorstellen, mit Künstlicher Intelligenz neue Geschäftsfelder zu erschließen. Entsprechend hat knapp jeder vierte Befragte (23 Prozent) Maßnahmen ergriffen, um neuste KI-Programme für die Tauglichkeit im Geschäftsalltag zu prüfen. Bei aller Aufbruchstimmung müssen Arbeitnehmer in kleinen Firmen (vorerst) nicht um ihre Posten bangen. Nur rund 19 Prozent der befragten Unternehmenslenker glauben, dass sie durch KI Personal sparen können – 67 Prozent glauben dies nicht.
Darum ist Inflation für Kleinstunternehmen besonders gefährlich
Unternehmen gehen davon aus, dass die Geldentwertung ihr Business beeinflusst. Die Inflation ist das Thema, vor dem Unternehmen in diesem Jahr am meisten Angst haben – noch vor einem gesundheitlich bedingten längeren Krankheitsausfall. Ganze 46 Prozent fürchten sich vor der Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten.
Was sagt die KI zum Thema?
KI selbst sieht für Kleinst- und Kleinunternehmen viele Chancen, wie sie eingebracht werden kann. So liefert die OpenAI-Anwendung ChatGPT auf die Frage "Wie können kleine Unternehmen und Selbstständige KI für sich nutzen?" innerhalb weniger Sekunden 10 Denkanstöße, die wir nachfolgend präsentieren:
Künstliche Intelligenz (KI) kann auch für kleine Unternehmen und Selbstständige äußerst wertvoll sein, um ihre Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und innovative Lösungen zu entwickeln. Hier sind einige Möglichkeiten, wie kleine Unternehmen und Selbstständige KI nutzen können:
1. Automatisierung von Aufgaben:
2. Datenanalyse und -vorhersage:
3. Personalisierung:
4. Automatisierte Content-Erstellung:
5. E-Commerce-Optimierung:
6. Cybersecurity:
7. Kundenbetreuung:
8. Prozessoptimierung:
9. Marktanalyse:
10. Lernen und Schulung:
Diese Herausforderungen identifiziert OpenAI bei Selbstständigen
Wie unsere Studie gezeigt hat, bezweifeln viele Kleinstunternehmen Sinn und Nutzen von KI. Auch die KI selbst weiß die Risiken und Hürden in aller Kürze zusammenzufassen. So erklärt ChatGPT:
Kleine Unternehmen und Selbstständige stehen bei der Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI) vor bestimmten Herausforderungen, die oft komplexer sein können als für größere Unternehmen. Hier sind einige der wichtigsten Herausforderungen:
1. Finanzielle Ressourcen:
KI-Implementierungen können teuer sein. Kleine Unternehmen und Selbstständige haben möglicherweise begrenzte finanzielle Mittel, um die erforderliche Technologie und Expertise zu erwerben.
2. Mangel an Expertise:
Die Entwicklung und Implementierung von KI erfordert spezielles Know-how. Kleine Unternehmen haben möglicherweise nicht das Budget, um hochqualifizierte KI-Experten einzustellen.
3. Datenqualität und -zugang:
KI-Modelle benötigen große Mengen qualitativ hochwertiger Daten. Kleine Unternehmen haben möglicherweise nicht genügend historische Daten oder Zugang zu relevanten Datenquellen.
4. Datenschutz und -sicherheit:
Die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen und die Sicherheit von Daten sind bei KI-Projekten von entscheidender Bedeutung. Kleine Unternehmen haben möglicherweise Schwierigkeiten, diese Anforderungen zu erfüllen.
5. Integration mit bestehenden Systemen:
Die Integration von KI in bestehende Geschäftssysteme kann komplex sein. Kleine Unternehmen verfügen möglicherweise über veraltete oder nicht gut dokumentierte IT-Infrastrukturen.
6. Risikoscheu:
Kleine Unternehmen können aufgrund ihrer begrenzten Ressourcen und ihres Fokus auf das Tagesgeschäft risikoscheuer sein und daher zögern, in neue und innovative Technologien wie KI zu investieren.
7. Widerstand gegen Veränderungen:
Mitarbeiter und Inhaber kleiner Unternehmen können Veränderungen in der Geschäftskultur und Arbeitsweise widerstehen, die mit der Einführung von KI einhergehen.
8. Skalierbarkeit:
Die Skalierung von KI-Lösungen kann herausfordernd sein, insbesondere wenn kleine Unternehmen schnell wachsen oder saisonalen Schwankungen unterliegen.
9. Auswahl der richtigen KI-Anwendungsfälle:
Es ist wichtig, die richtigen Anwendungsfälle für KI zu identifizieren, die tatsächlichen Nutzen bringen. Dies erfordert eine genaue Analyse der Geschäftsprozesse und -ziele.
10. Ethik und Transparenz:
Kleine Unternehmen sollten sich der ethischen Fragen im Zusammenhang mit KI bewusst sein und sicherstellen, dass ihre KI-Anwendungen transparent und fair sind.
ChatGPT-Tipp:
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, können kleine Unternehmen und Selbstständige verschiedene Schritte unternehmen, darunter die Zusammenarbeit mit externen Experten, die Nutzung von KI-as-a-Service-Lösungen (um Kosten zu reduzieren), die schrittweise Einführung von KI-Technologien und die Weiterbildung von Mitarbeitern in Bezug auf KI. Es ist wichtig, eine klare Strategie für die KI-Integration zu entwickeln und die langfristigen Vorteile gegenüber den kurzfristigen Herausforderungen zu berücksichtigen.
Achtung: Digitalrisiken beachten
Unternehmerische Aufgeschlossenheit in Sachen KI bringt wie bereits von ChatGPT selbst aufgezeigt Gefahren mit sich. Das gilt nicht nur für KI im Speziellen, sondern für IT-Anwendungen generell. Wer mit KI experimentiert, muss Digitalrisiken berücksichtigen. Denn die Risiken werden umso mehr, je mehr Kleinst- und Kleinunternehmen ihren Wirkradius vergrößern. Dort, wo neue Chancen winken, kann das Nichtwissen um begleitende Gefahren schnell zur existentiellen Bedrohung werden.
Wie nutzen Versicherer heute KI?
Beim Einsatz der KI in der Versicherungswirtschaft geht es aktuell vor allem darum, Prozesse zu vereinfachen, Mitarbeitende zu entlasten und den Kundenservice zu verbessern.
KI beschleunigt nicht nur, sondern macht viele Leistungen noch besser – wie folgende Beispiele zeigen.
Persönliche Beratung kombiniert mit digitalen Prozessen im Hintergrund. Das klingt simpel, ist aber Ergebnis effizienter Prozesse, die unsere Spezialisten bei Finanzchef24 täglich mit ihrer Erfahrung und Wissen verfeinern. Herzstück unserer Dienstleistung ist die eigenentwickelte Plattform. Auf der bringen wir mithilfe von KI die vielfältigen Anforderungen und Bedürfnisse von KMUs aus 1.500 Berufen mit den Angeboten von über 40 Versicherern zusammen. Das erspart allen Beteiligten eine Menge Papierkram und ermöglicht den voll digitalen Abschluss in nur fünf Minuten.
Neue Geschäftswege bergen neue Risiken
Wie bereits aufgezeigt, wird das Thema IT-Sicherheit für immer mehr Unternehmen wichtig. Hintergrund sind nicht nur beschriebene Anwendungen wie KI. Vielmehr sorgen immer öfter hybride Geschäftsmodelle und IT-Nutzungen in traditionell nicht IT-lastigen Branchen und Berufsgruppen für Gefahrenpotenzial. Dafür gibt es viele Beispiele.
Unabhängig davon, ob Kleinunternehmen IT in einzelnen Bereichen oder kombiniert anwenden, die Ausweitung von Geschäftsmodellen oder die Anwendung von IT in Geschäftsprozessen birgt Gefahren, die abzusichern sind.
Mehr als 130.000 Cyberstraftaten in Deutschland
Laut den neusten Statistiken zu Cyberangriffen auf Unternehmen zeigt sich in Deutschland eine Zunahme von Angriffen auf Unternehmensnetzwerke. Allein im ersten Halbjahr 2022 wurden mehr als 60.000 Vorfälle erfasst. Insgesamt gab es laut Statista im Jahr 2022 in Deutschland 136.865 Straftaten im Bereich Cybercrime. Die Zahl der Straftaten stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an.
Alarmierend ist nicht nur die Häufigkeit der Angriffe, sondern der damit verbundene wirtschaftliche Schaden. Deutsche Unternehmen verloren im Jahr 2022 rund 203 Milliarden Euro aufgrund von Cyberangriffen. Die Angriffe variieren in ihrer Art und reichen von Ransomware-Attacken, die Unternehmen erpressen bis hin zu gezielten Phishing-Kampagnen und Datenlecks. Kleine Unternehmen sind besonders gefährdet, da sie oft nicht über die Ressourcen und die Expertise verfügen, um sich wirksam zu schützen.
Es ist ratsam, in Sicherheitstechnologien und -schulungen zu investieren, um die Geschäftsdaten und finanzielle Stabilität vor den wachsenden Cyberbedrohungen zu schützen.
Die Beschäftigung mit den möglichen Risiken und der Abschluss von einer Cyberversicherung können helfen, eigene Prozesse und Bedrohungen besser zu verstehen. Im Zuge der Versicherungsprüfung stellen Versicherer konkrete Fragen zur IT-Nutzung und formulieren klare Ausschlusskriterien. Wer sich dies zu Herzen nimmt, kann grobe Datenlecks frühzeitig schließen. Denn: Die beste Cyberversicherung ist jene, die nie zum Einsatz kommen muss.